Die Wirkungsweisen zwischen Verständnis, Akzeptanz, Einflussnahme und Veränderung.
Ich persönlich stehe ja auf Psychoedukation.
Sie ist nicht nur eine coole Sache für Menschen, die gerne Neues lernen, es ist auch die Grundlage für nachhaltige Veränderungsprozesse.
Was wir verstehen, können wir leichter akzeptieren. Was wir akzeptieren, darauf können wir Einfluss nehmen. Und worauf wir Einfluss nehmen, das können wir verändern.
Aber hübsch der Reihe nach.
Was ist eigentlich Psychoedukation?
Der Begriff kommt eigentlich aus der Medizin und beschreibt die Aufklärung von Patienten und Angehörigen in Bezug auf physische oder psychische Erkrankungen.
Ziel ist es, die grundlegenden Informationen zum Krankheitsbild so zu übersetzen, dass Betroffene sie verstehen. Aus Medizin-Fachchinesisch in Alltagssprache.
Ich würde es übersetzen als „Was passiert warum in Deinem Körper?“
Ziel ist es, dass die Menschen nicht nur ihre Krankheit verstehen, sondern auch lernen, damit eigenständig gut umzugehen.
Ich bin keine Medizinerin. Und trotzdem ein großer Fan.
Denn Psychoedukation gibt es auch in Coaching und Beratung.
Wie funktioniert unsere Wahrnehmung? Was ist selektive Wahrnehmung?
Was sind Glaubenssätze? Wie entstehen sie? Worauf wirken sie?
Was ist (chronifizierter) Stress? Woran kann ich ihn erkennen? Wie entsteht ein Burnout?
Was ist Hochsensibilität? Welche Merkmale unterscheiden die Betroffenen von Normalsensiblen?
Wie funktioniert unsere Verdauung? Wie entstehen Nährstoffmängel? Welche Einflussfaktoren gibt es?
Ich würde es hier als Grundlagenwissen um die inneren Prozesse beschreiben.
Als Verständnis der Wechselwirkungen von Körper, Geist und Emotionen, wie auch in Bezug auf konkrete Themen wie Stress, Burnout oder Hochsensibilität.
Was hast Du davon?
Natürlich könnte ich solche Dinge zu Dir sagen:
Stress macht auf Dauer krank. Entspann Dich mal.
Hochsensibilität ist ein normales Phänomen. Das kennen viele.
Deine Gedanken sind sehr negativ. Wähle mal bessere.
Aber was bringt Dir das?
Gar nichts. Du hast keine Ahnung, wo Du konkret anfangen kannst, mehr verstanden hast Du auch nicht und ich glaube nicht, dass wir uns wiedersehen.
Was aber wäre, wenn ich Dir Erklärungen gebe?
Was Stress ist, wie er entsteht, wie er auf unseren Körper wirkt und woran konkret Du frühe Anzeichen für eine Chronifizierung bei Dir erkennen kannst? Wenn ich Dir erkläre, welche Entspannungstechniken warum auf welches Glied der Kette wirken? Und auch, wie Du stressverstärkende Gedanken erkennen und verändern kannst?
Was, wenn ich Dir erklären kann, wie Hochsensibilität funktioniert?
Wenn ich mit Dir Tests durchgehe und Dir zeige, welche Unterschiede es gibt in der Wahrnehmung? Dass Hochsensible 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen und sie deutlich mehr Reize wahrnehmen als Normalsensible. Und dass das einer der primären Gründe ist, warum Hochsensible oft Schwierigkeiten haben, in einem Umfeld aus Normalsensiblen ihrer eigenen Wahrnehmung zu vertrauen und starke Selbstzweifel entwickeln, obwohl mit ihnen alles richtig ist?
Was, wenn Du mit einem Schaubild und Beispielen aus Deinem Alltag das erste Mal wirklich verstehst, wie es sein kann, dass Du und Dein Partner immer wieder so andere Weltbilder habt, warum es ganz normal ist, dass wir gelegentlich aneinander vorbeisprechen und was Du tun kannst, um Missverständnisse zu vermeiden?
Was passiert dann? Die Vorteile von Psychoedukation.
- Es wird greifbar.
Du verstehst die Gründe, vernetzt bisheriges Wissen mit neuem und findest Gründe für bislang unerklärliche Phänomene.
Es beginnt, Sinn zu machen und Du lernst, Dich selbst besser zu verstehen.
- Das Selbstbild wird korrigiert.
Stell Dir vor, Du erfährst endlich, warum Du Dich andauernd so überfordert fühlst.
Und dass das keine persönliche Schwäche ist, sondern schlichtweg an einer Besonderheit in der Reizverarbeitung liegt?
Dieser Moment fühlt sich für viele Hochsensible an wie ein Befreiungsschlag.
Unerkannt leiden sie oft unter dem Gefühl, dass mit ihnen etwas nicht stimmt.
Sie sind früher erschöpft als andere, brauchen mehr Rückzug und nehmen irgendwie mehr wahr als der Rest. Das führt nicht selten zu starken Selbstzweifeln.
Aber: Diese „verqueren Besonderheiten“ sind kein evolutionärer Zufall. Erkannt und richtig eingesetzt sind sie ein sehr sinnvolles Geschenk und ein hilfreiches Talent.
- Wir geben den Kampf auf und gehen in die Akzeptanz.
Das sieht man besonders häufig im Kontext Burnout.
Betroffene spüren, dass etwas nicht stimmt, es ihnen immer schlechter geht, aber wollen das nicht wahrhaben. Das liegt vor allem an Scham, Angst und Unwissenheit.
Sich das Thema gemeinsam anzugucken, kann hilfreich sein.
Wir erfahren, dass laut aktuellen Prognosen jeder bis jeder zweite in seinem Leben mindestens einmal die Erfahrung eines Burnouts macht. Wir verstehen den Begriff und seine Bedeutung. Wir finden heraus, in welchem Stadium wir uns befinden, wie es dazu kam und auch, welche Ansatzpunkte möglich sind. Wir bauen die Angst ab, lernen uns zu verstehen und beginnen, die Ist-Situation anzunehmen. Haben wir das geschafft, kommen wir aus der Starre wieder in die Bewegung.
- Wiederherstellung der Handlungsfähigkeit.
Wenn Du verstehst, warum es in Deinem Alltag zu welchen Herausforderungen kommt, kannst Du die Punkte identifizieren, auf die Du einen Einfluss hast. Und Du lernst Techniken kennen, um mit Deinen Themen besser umzugehen.
Du kannst Dir selbst besser helfen und entwickelst Selbstwirksamkeit, anstatt Dich als Opfer der Umstände sehen zu müssen.
- Die Motivation steigt.
Was wir verstehen, ist keine Blackbox mehr.
Du lernst, welches Verhalten zu welchem Ergebnis führt.
Und welches davon zu dem Ergebnis, das Du Dir wünscht.
- Du brauchst mich nicht mehr.
Sobald Du verstanden hast, welche Prozesse in Dir wirken und wie Du sie beeinflussen kannst, kannst Du dieses Wissen immer wieder anwenden. Das nennt sich dann Hilfe zur Selbsthilfe.
Fazit Psychoedukation
Was Du heute verstehst, wird Dir morgen helfen, eine neue Perspektive einzunehmen.
Psychoedukation bedeutet Verständnis zu ermöglichen.
Was wir verstehen, können wir akzeptieren, nachvollziehen und replizieren.
Akzeptanz, Motivation und das Wissen um den persönlichen Einflussbereich sind die Grundlage jeder nachhaltigen Veränderung.
Also, welches Phänomen hättest Du gerne mal erklärt? Was würdest Du in Deinem Alltag gerne besser verstehen? Lass uns darüber sprechen. Denn Verständnis ist der Schlüssel zu Veränderung.